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DIE HAFTLOSE ERLÖSUNG VON ALLEN TRIEBEN!

Verfasst: So 13. Sep 2015, 00:52
von DAS BUCH DES LICHTS
DIE HAFTLOSE ERLÖSUNG VON ALLEN TRIEBEN!
S. XXII, 59
Einst weilte der Erhabene an der Sehersteige im Hirschpark bei Benares. Dort redete der Erhabene die Gruppe der fünf Mönche, mit denen er früher die Schmerzensaskese ausgeübt hatte, an:
„Mönche!" sprach er.
„Ehrwürdiger", erwiderten jene Mönche dem Erhabenen. Und der Erhabene sprach:
„Die Körperlichkeit, ihr Mönche, ist kein Selbst. Wäre nämlich die Körperlichkeit das Selbst, so verfiele die Körperlichkeit nicht dem Leiden, und es erfüllte sich hinsichtlich der Körperlichkeit der Wunsch: ,So soll meine Körperlichkeit sein! So soll sie nicht sein!’ Weil nun aber die Körperlichkeit kein Selbst ist, darum verfällt die Körperlichkeit dem Leiden, und nicht erfüllt sich hinsichtlich der Körperlichkeit der Wunsch: ,So soll meine Körperlichkeit sein! So soll sie nicht sein!’ Das Gefühl, ihr Mönche, ist kein Selbst. Die Wahrnehmung, ihr Mönche, ist kein Selbst. Die Geistesformationen, ihr Mönche, sind kein Selbst. Das Bewußtsein, ihr Mönche, ist kein Selbst. Wäre nämlich das Bewußtsein das Selbst, so verfiele das Bewußtsein nicht dem Leiden, und es erfüllte sich hinsichtlich des Bewußtseins der Wunsch: ,So soll mein Bewußtsein sein! So soll es nicht sein!’ Weil nun aber das Bewußtsein kein Selbst ist, darum verfällt das Bewußtsein dem Leiden, und nicht erfüllt sich hinsichtlich des Bewußtseins der Wunsch: ,So soll mein Bewußtsein sein! So soll es nicht sein!’
Was meint ihr wohl, ihr Mönche: Ist die Körperlichkeit vergänglich oder unvergänglich? Sind Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein vergänglich oder unvergänglich?"
„Vergänglich, o Ehrwürdiger."
„Was aber vergänglich ist, ist das leidvoll oder freudvoll?"
„Leidvoll, o Ehrwürdiger."
„Von dem aber, was vergänglich ist, leidvoll, dem Wechsel unterworfen, kann man da wohl mit Recht die Auffassung haben: ,Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst’?"
„Nein, o Ehrwürdiger."
„So erkennend, ihr Mönche, wendet sich der edle Jünger ab von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen, Bewußtsein; sich abwendend löst er sich los, durch die Loslösung wird er erlöst, und im Erlösten entsteht das Wissen: ,Erlöst bin ich’, und er erkennt: ,Erloschen ist die Wiedergeburt, erfüllt der heilige Wandel, die Aufgabe vollbracht, und nicht gibt es Weiteres zu tun für diese Welt."
Also sprach der Erhabene. Begeistert stimmten die fünf Mönche den Worten des Erhabenen bei. Während aber der Erhabene diese Erklärung gab, wurden die fünf Mönche haftlos von allen Trieben erlöst.